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Wie die Zetzscher einen Gasthof bekamen
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'''Wie die Zetzscher einen Gasthof bekamen''' Das Dörfchen Zetzsch, das heute zu Hohenmölsen gehört, lag in alten Zeiten an einigen wichtigen Straßen. Es waren das die Straßen. Die von Weißenfels nach Pegau und von Dürrenberg nach Zeitz führten. Kam aber am Abend noch ein Kaufmann mit seinen Wagen und wollte in dem Dorfe die Pferde ausspannen und übernachten, so fand er keinen Gasthof im Ort. Er mußte hinauf auf dem Berg ins Städtchen Hohenmölsen, das etwas abseits von der Straße lag, fahren. Dort hinter den Mauern der Stadt fand er Ruhe und Schutz. Gern hätten die Zetzscher auch in ihren Dorfe eine solche Herberge errichtet, denn die fremden Kaufleute brachten steht’s Geld in den Ort. Stellenmacher, Schmied, Sattler und Schuster hatten für die Fremden, die ja am nächsten Morgen weiter wollten, oft bis spät in die Nacht hinein zu arbeiten und ließen sich dann die Dienste auch gut bezahlen. Und der Wirt rieb sich vergnügt die Hände, wenn er am Morgen die blanken Taler der Fremden einstrich. Also, einen Gasthof hätten die Zetzscher Bauern gern gehabt, aber sie durften keinen bauen. Es war von der Regierung genau vorgeschrieben, wo ein solcher Ausspanngasthof errichtet werden konnte, und der Rat der Stadt Hohenmölsen brauchte im Umkreis von zwei Wegstunden keinen solchen Gasthof zu dulden. Nun wird aber erzählt, daß es den Zetzschern doch mit List gelungen sei, einen Ausspanngasthof zu bekommen. Sie richteten an ihren Landfürsten, den Kurfürsten von Sachsen, ein Gesuch und klagten darin, daß –Hohenmölsen doch zwar weit von der Straße und vom Dorfe Zetzsch entfernt sein. Nach einigen Monaten kam dann auch ein Beamter des Kurfürsten, um die Richtigkeit der Angaben zu prüfen. Das hatte man nicht erwartet. Der Dorfrichter rief in seiner Angst die Hausväter zusammen und man beratschlagte, was zu tun sei. Der Jochen jedoch meinte: „Habt keine Sorge, es wird schon klappen.“ Am nächsten Morgen kam ein kurfürstlicher Rat von Weißenfels hinaus nach Zetzsch gefahren. Es war ein nebliger und dunstiger Tag, so daß der fremde Herr, der noch niemals in dieser Gegend gewesen war, nicht bemerkte, wie nahe er der Stadt war. Nach einigem Verhandeln bat er die Bauer, ihn nun nach Hohenmölsen zu fahren. Da fuhren die listigen Zetzscher den kurfürstlichen Abgesandten über Grunau, Dobergast, Steingrimma, Köttichau, Jaucha nach Hohenmölsen. Freilich, das war noch weiter als zwei Wegstunden, und deshalb gab er den Zetzschern auch die Erlaubnis, den Gasthof bauen zu dürfen. Noch am Abend ließ sich der hohe Herr nach Weißenfels zurückfahren. Die Zetzscher jubelten vor Freude, die Hohenmölsener lachten endlich auch mit und meinten, daß nur arme Schlucker und Spitzbuben in Zetzsch Quartier beziehen würden. Jeder rechtschaffene Reisende werde auch weiterhin die Gasthöfe der Stadt aufsuchen. Aber es kam anders. Schon nach einigen Jahren merkten die Bürger der Stadt, daß die Einnahmen sehr zurückgingen. Nun beklagten sie sich bitter beim Kurfürsten. Aber es half nichts. Die Zetzscher behielten ihren Ausspanngasthof. So haben damals die Zetzscher Bauern die Hohenmölser Bürger geprellt. == Quelle == [[Das Sagenbüchlein des Kreises Weißenfels (1937)]] von [[Alfred Nier]] [[Kategorie:Sagen und Legenden]]
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