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'''Der Drache''' In fast allen Dörfern des Kreises Weißenfels erzählt man heimlich von irgendeiner Familie: „Die hamm-n Drachen.“ Mit großer Zähigkeit hält der Volksglaube daran fest. Wo man sich den zunehmenden Wohlstand einer Familie trotz oft recht nachlässiger Wirtschaft nicht erklären kann, schreibt man diesen Segen dem Drachen zu. Man erzählte von einem feurigen Untier, das durch den Schornstein in das Wohnhaus ein und ausgeht. Man will auch gesehen haben, wie das Ungeheuer von einem Haus zum anderen fliegt. Wer den Drachen hat, muß ihn treulich mit Milch und Brot füttern, und kein Fremder darf dabei Augenzeuge sein. Vor allem frißt er gern süße Speisen; was ihm nicht Schmeckt, läßt er stehen. Wird der Drache gut gefüttert; so erweist er sich dankbar und macht seinen Besitzer bald reich. Er verschafft seinem Herrn Butter, Maß, Eier, Wurst, Honig und Milch. Die hat er angeblich in der Nachbarschaft zusammengestohlen. Bei dem Rufe seines Herrn: Hänschen gäke“ speit er sie aus dem Rachen heraus. Manchmal meint man wohl auch, daß er all diese Lebensmittel „selwer aus nischt“ macht. Auch sonst macht er sich in der Wirtschaft überall behilflich; er schüttet den Kühen „schrappe“ auf, striegelt die Pferde und bringt Holz und Stroh zum Backofen. Aber wehe, wenn man ihn vernachlässigt. Dann bringt er ebenso auch großes Unglück über den Bauernhof. Er verhext die Pferde, nimmt den Kühen die Milch, und oft geht der ganze Hof in Flammen auf. Manchmal sucht er sich auch nur einen anderen Herrn. Dann schleppt er bei dem alten fort, was er nur kann und richtet so dessen Wohlstand zugrunde. == Quelle == [[Das Sagenbüchlein des Kreises Weißenfels (1937)]] von [[Alfred Nier]] [[Kategorie:Sagen und Legenden]]

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