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Der Drache im Kartoffelkeller
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'''Der Drache im Kartoffelkeller''' Ein Mädchen aus Trebnitz war nach Ostern als Kleinmagd bei einem Bauern im Rippachtal im Dienst getreten. Man war mit ihr freundlich und nett, und es gefiel ihr auch sonst recht gut bei dem Bauer. Jeden Tag mußte sie einen Korb voll Kartoffeln, die zur Schweinefütterung gebraucht wurden, aus dem Keller in die Futterküche tragen. Doch schon im Mai ging der Kartoffelvorrat zur Neige. Am Tage nach Himmelfahrt hatte Hanne, so hieß das Mädchen, die letzten Kartoffeln heraufgeholt und auch der Bauersfrau Bescheid gegeben. Aber die brummte nur: „Das ist nicht so schlimm.“ Um so mehr wunderte sich das Madchen, als sie am nächsten Tage wieder zum Kartoffelholen in den Keller geschickt wurde. Sie zauderte, aber die Frau, die ihre Gedanken zu erraten schien, meinte: „Geh nur, es sind Kartoffeln im Keller, aber rede nicht davon!“ So war es auch. In der Kellerecke fand das Mädchen einen kleinen Kartoffelvorrat, der für einige Tage reichte. Als dieser Aufgebraucht war, wurde er auf dieselbe unerklärliche Art wieder ergänzt. Das geschah noch einige Male. Ganz unheimlich wurde es nun der Hanna. Eines Tages sah sie im Abenddämmern die Frau mit einem Milchnapf über den Hof zum Kartoffelkeller gehen. Neugierig lauschte das Mädchen an der offenen Kellerluke. Da hörte sie die Bauersfrau mit liebevoller Stimme rufen: „Komm Hänschen, friß und gäke Kartoffeln!“ Leise schlich das Mädchen davon hinaus auf die Dorfstraße. Was hatte die Frau im Keller zu schaffen und wer war Hänschen? Bisher hatte sie, wie es die Bäuerin geboten hatte, über den sonderbaren Kartoffelkeller geschwiegen. Nun erzählte sie davon auf dem Anger ihrer Freundinnen. „Weißt du denn das noch nicht“, fragten die verwundert, „daß dein Bauer den Drachen hat?“ Und nun wußten sie viel ähnliche Geschichten zu erzählen. Im vorigen Frühjahr war es dem Müller genau so wie ihr ergangen. Der Müllergeselle hatte vom Kornboden das letzte Getreide heruntergeholt und es zur Mühle gefahren. Kein Körnchen lag noch oben. Auch in der Scheune war nichts mehr zum Ausdreschen, und doch hat er zehn Tage später wieder zehn Säcke voll Getreide vom selben Boden herunterholen müssen. Die Magd Hanna aber sagte am nächsten Tage den Dienst auf und suchte sich eine andere Stelle. == Quelle == [[Das Sagenbüchlein des Kreises Weißenfels (1937)]] von [[Alfred Nier]] [[Kategorie:Sagen und Legenden]]
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