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'''Die Burgwarte zu Grunau'''

Die Kirche zu Grunau steht frei auf einen Hügel. In alter Zeit jedoch, lange bevor man dort eine Kirche errichtete, hat auf dieser Anhöhe eine Burg gestanden. Die Burgwarte diente in Kriegszeiten den Bauersleuten der Umgebung als Zufluchtsort. Einmal, es war im Jahre916, hat sie auch dem Herzog Heinrich von Sachsen, dem späteren Hunnenbesieger Zuflucht und Sicherheit gewährt, als ihn König Konrad hart bedrängte. Der Herzog hatte sich mit einer kleinen Schar seiner Kämpfer in diese Feste zurückgezogen, die nun der König Konrad belagerte. Heinrichs Freund, Graf Ditmar von Wettin, wußte, daß sich Herzog Heinrich nicht lange in der kleinen Burg würde halten können. Weil aber ein größeres Heer, um ihn zu befreien, noch in weiter Ferne war, versuchte er eine List. Ein pfiffiger, geweckter Knappe mußte sich absichtlich in die Hände der Feinde dort vor Grunau fallen lassen. Man fragte ihn, was er in der Nähe der Burg zu tun habe. Als er sich sträubte zu reden, bedrohte man ihn und setzte ihm hart zu, bis er erzählte, daß er ein kleines Pergamentschreiben des Grafen Ditmar an den Herzog um einen Stein gebunden und über den Wall in die Burgwarte geworfen habe. Man wollte nun wissen, was in dem Schreiben gestanden hätte, doch verweigerte er jede Auskunft. Man drohte, er würde gehängt, wenn er es nicht sage. Da ließ sich der Knappe Freiheit und Leben versprechen und erzählte, daß ein großes Reiterheer, das bereits an der Saale stände, morgen schon den Herzog befreien würde. Da es König Konrad auf einen Entscheidungskampf nicht ankommen lassen wollte, gab er die Belagerung auf und zog ab. Der Herzog aber war befreit.

== Quelle ==
[[Das Sagenbüchlein des Kreises Weißenfels (1937)]] von [[Alfred Nier]]

[[Kategorie:Sagen und Legenden]]