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Pumphut Sagen
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Pumphut in Wethau Gewaltig sind die Taten, die Pumphut, der mächtige Hexenmeister, vollbringen kann. Immer ist er der große Zauberer, dem überirdische Kräfte zur Verfügung stehen. Bald reitet er auf einem Graspferdchen pfeilschnell durch die Lüfte. Dann läßt er bei Schnee und Eis die Hasen in der Wirtsstube aufmarschieren und verzauberte im Stall die Pferde zu zwei alten Strohwischen. Wie oft hat er dem Müller bei schwerer Arbeit geholfen. Manches Mühlenrad hat er ganz allein gezimmert. Als Mühlenknecht oder als Zimmermann sprach er in geringer Kleidung vor. Wehe aber, wenn er abweisend oder schlecht behandelt wurde, dann strafte er mit gewaltigem Zorn und vernichtete ohne Gnade seinen Gegner. Von den Kindern war er so noch lange Zeit als gefahrdrohendes Wesen gefürchtet; war der Junge ungezogen, dann drohte wohl die Großmutter „Sei still, sonst sag ich’s dem Pumpan.“ Dieser wunderliche Geselle spielt auch in der Sagenwelt unserer Heimat eine Rolle. Man erzählt von ihm, daß er auch im Wethautal von Mühle zu Mühle gewandert sei, und allerlei Zauberei trieb: An einem schönen Sommertag zog Pumphut durchs mühlenreiche Tal der Wethau. Als er an der Burckhardtsmühle vorüberwanderte, hörte er dort die lustigen Weisen der Dorfmusikanten. Neugierig blieb er stehen und lauschte hinüber. Ein Mädel, das am Wegrande die Gänse hütete, erzählte ihm dann, daß man heute dort ein neues Mühlrad hebe. Nun wußte Pumphut Bescheid, denn wenn ein Müller ein neues Wasserrad in die Lager hebt, so feierte er mit seiner Familie, den Gesellen und den Müller der Umgebung ein frohes Fest, das sie „Radhub“ nennen. „Hier gibt es sicher einen guten tropfen Wein“, so dachte er und ging über die Brücke hinüber in die Mühle. Dort saß der Müller mit seiner Freundschaft am gedeckten Tisch. Es fehlte an nichts, sie ließen sich’s gut schmecken und langten tüchtig zu, um bei der letzten Arbeit gut bei Kräften zu sein. Der Burckhardtsmüller, der eben im Hofe mit den anderen Männern frische Luft geschnappt hatte, damit der nächste Gang besser rutsche, sah den unbekannten Kerl musternd vom Kopf bis zum Fuß an und sagte dann zur Magd, die heute mit weißer Schürze beim Auftraggeber helfen mußte: Gebt ihm einen Schnaps und ein Stück Brot!“ In einem Winkel des Hausflures trank ihn Pumphut, erst voll Ärger, dann aber mit einem schelmischen Lächeln im Gesicht. In einem unbeobachteten Augenblick schlich er sich in die Mühle, machte am Rad sein Zauberstückchen und rollte zum Tore hinaus. Das Festmahl war zu Ende, und nun gingen die Männer, um das Rad zu heben. Da meinte der Herrenmüller, die Welle sei doch zu kurz. „Keine Angst“, antwortete der Burckhardtsmüller, „da fehlt kein Zoll. Doch nimm den Zollstock und messe nach.“ Der Herrenmüller tat’s, und siehe da, er hatte recht. Ein Streit ging auf, und der Kroppenmüller bezeugte, daß der Meister noch vor drei Stunden nachgemessen habe und alles in bester Ordnung war. Plötzlich erinnerte sich der Burckhardtsmüller des fremden Wanderburschen. Nun fiel es allen wie Schuppen von den Augen, der fremde Müller war Pumphut gewesen. Man eilte, ihn zu suchen. Abwärts des Wasserlaufes lag er am Ufer der Wethau im Schatten einer Erle. Der Kroppenmüller bat ihn mit höflichen Worten um Entschuldigung, denn keiner habe ihn gekannt. Er möge es doch nicht übelnehmen und an dem Fest teilnehmen. Da schmunzelte Pumphut vergnüglich und ließ sich schmecken, was an guten Bissen noch vorhanden war. Als er dann mit am neuen Wasserrad stand und von dem Mißgeschick hörte, nahm er den Hut, klatschte damit an der Welle und siehe, nun paßte sie genau ins Lager hinein. Am nächsten Tage kam er an einer kleinen, entlegenen Mühle vorüber. Da saß man gerade am Mittagstisch und Pumphut wurde zum Essen eingeladen. Das ließ er sich nicht zweimal sagen und nahm mitten zwischen den Kindern Platz. Die Müllerin legte ihm einen großen, schweren Kloß auf den Teller. Wie Pumphut ihn aber zerschneiden wollte, glitt er unter dem Messer weg und schellte mit aller Wucht wie eine Kanonenkugel zur offenen Tür hinaus, über den Hof, dort durch die offenen Stalltür und der Kuh aufs Horn. Die Kinder sperrten vor Verwunderung Maul und Nase auf. Pumphut aber nahm einen anderen Kloß und ließ es sich schmecken. Nun waren aber eine Unmenge Fliegen in der Stube. Immer wieder schwirrten sie um jeden Bissen, so daß Pumphut ärgerlich den Müller aufforderte, die Fliegen zur Tür hinauszujagen. Der aber lachte und antwortete: „Ich kann’s nicht!“ Aber Vielleicht könnt Ihr es selbst besorgen, Ihr seid ja ein Hexenmeister!“ Da stülpte Pumphut sein Hütlein umgekehrt auf die Ofenbank, summte durch die Zähne und gebot den Fliegen: „Da hinein!“ Und wirklich sammelten sich die Fliegen wie ein Bienenschwarm in seinem Hute. Als die Mahlzeit vorüber war, sagte er dem Müller und seiner Frau Lebewohl, nahm seinen Hut und trug die Fliegen zur Tür hinaus. Nicht lange danach nahm Pumphut bei einem Müller in der nähe von Wethau Arbeit an. Das war ein rechtschaffener Mann und ob seiner Gutmütigkeit überall bekannt. Wie es aber so in der Welt geht, der Gute wird oft ausgenutzt und hintergangen! So war es auch hier. Hinterm Probstholze hatte der Müller seine Äcker. Aber den Klee dort andere. Jeder Tagelöhner, der vorbeikam, nahm sich einen Bähnert voll für seine Ziegen mit heim. Ja, ein paar kleine Bauern ernteten gar mit dem Wagen auf seinem Futterplan. Was half da des Müllers Drohen? Hatte er wirklich mal einen Felddieb erwischt, dann war es gewiß ein armer Schlucker, den der Müller unbestraft laufen ließ. Nun klagte der Müller dem neuen Mühlenknecht die Not. Der meinte, das wäre nicht so schlimm, er wüßte schon Rat, der Müller möge ihn nur gewähren lassen, dann würde niemand mehr seinen Klee ungefragt holen. „Wenn das möglich ist, sollst du einen Taler haben“, rief der Müller. Pumphut war des Handels zufrieden. Er ging am nächsten Tage auf den Kleeacker, vollführte dort mit seinem Hute ein paar sonderliche Zeichen in der Luft und murmelte dazu ein Verslein. Kaum war er vom Acker verschwunden, da tauchten auch schon die ersten Felddiebe auf. Krehan, der Tagelöhner, der Futter für seine Ziege mitnahm; der Hinkelbauer, der mit der Schubkarre kam, um seiner Kuh einen fetten Tag zu verschaffen; die lahme Grete, die kein Feld besaß und doch zwei Ziegen im Stalle stehen hatte. Sie alle kamen und holten. Welch Schrecken erlebte die lahme Grete aber am nächsten Morgen! Alle ihre Ziegen molken Blut. Sie eilte zur Nachbarin, mit der sie gestern vom Felde heimgegangen war. Auch dort hatte man Blut statt Milch gemolken. Bei allen Kleedieben war es so, und auch der Hinkelbauer hatte Blut im Melkeimer. Der Mühlenknecht aber kam wie zufällig an der Hütte der lahmen Grete vorüber und schaute in den Stall hinein. Als sie ihm von dem sonderbaren Vorfall berichtete, lachte er und meinte, das käme vom Futter. Noch einige Male versuchten es die Felddiebe. Sie machten stets dieselben trüben Erfahrungen. Dem Mühlenknecht Pumphut aber legte der Müller am Sonntag drei Taler unter den Suppenteller. Pumphut aber wollte nicht länger hier bleiben und zog weiter. Bald fragte Pumphut wieder in einer Mühle nach Arbeit. Der Müller hatte viel zu mahlen und nahm ihn an. Aber der Meister war ein alter Brummbär, dem man nichts recht machen konnte. Nie war der Müller mit Pumphuts Arbeit zufrieden, alles glaubte er, besser zu wissen. Da dachte Pumphut: „Hier bleibst du nicht! Warum sollst du dir das Leben versauern lassen? Der alte Brummbär mag seine Arbeit allein machen, du nimmst dein Bündel und gehst!“ Und richtig! Am nächsten Morgen in aller Frühe war Pumphut davongegangen. Dem Müller aber hat er ein nettes Andenken hinterlassen. Als er ging, nahm er seinen Zauberhut, strich damit zweimal kreuzweise über den Mühlstein und sagte den Hexenspruch: „Mit dem Hütlein feile ich, Mühlstein, Mühlstein, teile dich, Hokus, Bokus, Katzendreck!“ Da war der große schwere Mühlenstein in vier Teile zerschnitten. In Wethau hat sich Pumphut dann längere Zeit aufgehalten und man erzählte dort auch jetzt oft von ihm. Oft hat er auch mit den Wethauer Leuten seinen Schabernack getrieben. Einmal begegnete ihm ein ganzer Trupp Bäuerinnen auf dem Wege von Naumburg nach Wethau. Schon von weitem hörte er sie. Das war ein Gelächter und Geschnatter, allerlei Dorfklatsch gab es zu erzählen. Plötzlich stand Pumphut vor ihnen. Er beschrieb mit seinem Zauberhute ein paar Zeichen in der Luft. Da standen die Frauen und konnten nicht von der Stelle. Vergeblich bemühten sie sich, die Füße vom Erdboden zu heben und weiterzugehen. Wie angewurzelt standen sie da. Sie waren gebannt. Pumphut aber ging lachend an ihnen vorüber. Erst als er 100 Schritte entfernt war, löste er den Zauberbann. Es war mancher im Wethautal, der ob seiner böser Taten den Pumphut habe mit dem Teufel einen Bund geschlossen und ihn deshalb mied. Wenn ein Unheil geschehen war, so dachte man sogleich an den fremden Müllergesellen. Einmal fand man nicht weit vom „hohen Stein“ bei Wethau einen Mitgesellen vom Pumphut erschlagen und auf dem Feldwege liegen. „Das ist Pumphut gewesen“, sagte man, und die Richter ließen ihn gefangensetzen, obwohl er jede Schuld bestritt. Draußen an der Mordstelle, nicht weit vom „hohen Stein“ entfernt, hielt man Gericht. Kaum war man dort angelangt, da zog ein gewaltiges Unwetter auf. Blitz auf Blitz fuhr zur Erde nieder, der Donner rollte, der Regen prasselte. „Seht, das ist Gottes Stimme!“ riefen die Wethauer, die in großer Zahl hinausgezogen waren. „Bekenne, was du getan hast“ mahnte der Richter. Aber Pumphut blieb bei seiner Behauptung, daß er unschuldig sei und rief: „Nein, der Himmel will euch durch das Unwetter mahnen, gerecht zu sein. Nägel will ich euch mit meinem Hut hier in den „hohen Stein“ hineinschlagen. Daran sollt ihr erkennen, daß der Himmel meine Unschuld bezeugt.“ Die Nägel wurden gebracht, und wirklich schlug er all diese großen Schmiedenägel in den harten Stein hinein. Sie sollen heute noch in dem Stein zu finden sein. Pumphut aber ließen die Richter frei. Der aber schnürte sein Bündel und zog davon. Man hat den Zauberer seither nicht wieder im Wethautal gesehen. == Quelle == [[Das Sagenbüchlein des Kreises Weißenfels (1937)]] von [[Alfred Nier]] [[Kategorie:Sagen und Legenden]]
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