Der Kobold in Reichardtwerben

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In Reichardtswerben war einst ein junger Bauer der wollte vom Kobold oder, wie man im Dorfe sagte, Kowelt, befreit sein. Zuerst gab er ihm nichts zu fressen; aber da zerkratzte der böse gewordene Hausgeist der Bäuerin das Gesicht, Einmal ging der Bauer auf den Boden. Auf der Treppe sah er den Kowelt sitzen. Er schnauzte ihn an: „Was willst du Scheusal hier? Mach, daß du hinauskommst!" Das ärgerte den Kowelt sehr, und er trieb allerlei Schabernack; er melkte die Kühe und goß die Milch auf den Hof; er zerwarf das Geschirr, und als sich der Bauer einmal mit dem Handtuch das Gesicht abtrocknete, kam ihm an mehreren Stellen Blut gelaufen; der Kowelt hatte Nadeln in dös Handtuch gesteckt. Auch das Getreide auf dem Boden wurde immer weniger. Was sollte der Bauer machen? Wie sollte er den Kowelt loswerden? In seiner Bedrängnis räumte er eines Tages mit seiner Frau das Wohnhaus aus, stellte Möbel und Geräte auf den Hof und brannte sein Haus an. Er hoffte, damit auch den bösen Geist zu verdrängen. Als die Flammen schon hochschlugen, sah er noch ein Faß stehen. Es schien ihm zum Verbrennen zu schade, und er trug es hinaus auf den Hof. Als er es dort abgesetzt hatte, rief eine Stimme aus dem Faß:
In Reichardtswerben war einst ein junger Bauer der wollte vom Kobold oder, wie man im Dorfe sagte, Kowelt, befreit sein. Zuerst gab er ihm nichts zu fressen; aber da zerkratzte der böse gewordene Hausgeist der Bäuerin das Gesicht, Einmal ging der Bauer auf den Boden. Auf der Treppe sah er den Kowelt sitzen. Er schnauzte ihn an: „Was willst du Scheusal hier? Mach, daß du hinauskommst!" Das ärgerte den Kowelt sehr, und er trieb allerlei Schabernack; er melkte die Kühe und goß die Milch auf den Hof; er zerwarf das Geschirr, und als sich der Bauer einmal mit dem Handtuch das Gesicht abtrocknete, kam ihm an mehreren Stellen Blut gelaufen; der Kowelt hatte Nadeln in dös Handtuch gesteckt. Auch das Getreide auf dem Boden wurde immer weniger. Was sollte der Bauer machen? Wie sollte er den Kowelt loswerden? In seiner Bedrängnis räumte er eines Tages mit seiner Frau das Wohnhaus aus, stellte Möbel und Geräte auf den Hof und brannte sein Haus an. Er hoffte, damit auch den bösen Geist zu verdrängen. Als die Flammen schon hochschlugen, sah er noch ein Faß stehen. Es schien ihm zum Verbrennen zu schade, und er trug es hinaus auf den Hof. Als er es dort abgesetzt hatte, rief eine Stimme aus dem Faß:
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''„Ja wären wir nicht
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''Ja wären wir nicht davon gerannt, wären wir beide wohl verbrannt!''
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davon gerannt,
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wären wir beide wohl verbrannt!''
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Das war der Kowelt. Er blieb bei den Bauersleuten bis zu deren Tode. Sie können auch im Grabe keine ruhe finden.
Das war der Kowelt. Er blieb bei den Bauersleuten bis zu deren Tode. Sie können auch im Grabe keine ruhe finden.
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== Quelle ==
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[[Das Sagenbüchlein des Kreises Weißenfels (1937)]] von [[Alfred Nier]]
[[Kategorie:Sagen und Legenden]]
[[Kategorie:Sagen und Legenden]]

Aktuelle Version vom 20:31, 1. Feb. 2014

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