Käselieb von Rasberg
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Vor etwa 1000 Jahren beschloß Kaiser Otto I. in Zeitz ein Bistum zu errichten. Dort sollte nun auch eine schöne große Kirche gebaut werden, und der Kaiser hatte dazu 20.000 Gulden zur Verfügung gestellt. Die deutschen Bauern halfen alle voll Eifer am großen Werk des Dombaues mit. Damals lebte in Rasberg bei Zeitz ein reicher, sorbischer Bauersmann. Er hatte sich zum Christentum bekehren lassen und wahr recht eifrig. Unermüdlich schaffte er mit seinem Geschirr Steine, Sand und Bauholz herbei. Er hatte eine einzige Tochter, die er sehr liebte. Aber zu seinem größten Schmerz hielt sie noch immer am alten Heidenglauben fest. Je mehr sich die Tochter vom neuen Glauben fernhielt, um so mehr schaffte der Vater am Dombau, er wollte dadurch für das Seelenheil seiner Tochter sorgen. Doch dabei hatte er seine eigene Wirtschaft mehr und mehr vernachlässigt, er wurde ärmer und immer ärmer. Er mußte sein Vieh und die Äcker verkaufen, und zuletzt hatte er nur noch seine Peitsche und das Ortscheit seines Wagens. Mit diesen beiden letzten Dingen, die er sein Eigen nennen konnte, erschien er auch zur Einweihungsfeier des neuerbauten Domes. Der Kaiser erfuhr von dem großen Opfersinn des Rasberger Bauern und belohnte Käselieb so reichlich, daß er all sein verlorenes Gut zurückerwerben konnte. Auch ordnete der Kaiser an, daß das Bild des Bauern so, wie er zur Einweihung erschienen war, in Stein gehauen in der Kirche angebracht würde. | Vor etwa 1000 Jahren beschloß Kaiser Otto I. in Zeitz ein Bistum zu errichten. Dort sollte nun auch eine schöne große Kirche gebaut werden, und der Kaiser hatte dazu 20.000 Gulden zur Verfügung gestellt. Die deutschen Bauern halfen alle voll Eifer am großen Werk des Dombaues mit. Damals lebte in Rasberg bei Zeitz ein reicher, sorbischer Bauersmann. Er hatte sich zum Christentum bekehren lassen und wahr recht eifrig. Unermüdlich schaffte er mit seinem Geschirr Steine, Sand und Bauholz herbei. Er hatte eine einzige Tochter, die er sehr liebte. Aber zu seinem größten Schmerz hielt sie noch immer am alten Heidenglauben fest. Je mehr sich die Tochter vom neuen Glauben fernhielt, um so mehr schaffte der Vater am Dombau, er wollte dadurch für das Seelenheil seiner Tochter sorgen. Doch dabei hatte er seine eigene Wirtschaft mehr und mehr vernachlässigt, er wurde ärmer und immer ärmer. Er mußte sein Vieh und die Äcker verkaufen, und zuletzt hatte er nur noch seine Peitsche und das Ortscheit seines Wagens. Mit diesen beiden letzten Dingen, die er sein Eigen nennen konnte, erschien er auch zur Einweihungsfeier des neuerbauten Domes. Der Kaiser erfuhr von dem großen Opfersinn des Rasberger Bauern und belohnte Käselieb so reichlich, daß er all sein verlorenes Gut zurückerwerben konnte. Auch ordnete der Kaiser an, daß das Bild des Bauern so, wie er zur Einweihung erschienen war, in Stein gehauen in der Kirche angebracht würde. | ||
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+ | == Quelle == | ||
+ | [[Das Sagenbüchlein des Kreises Weißenfels (1937)]] von [[Alfred Nier]] | ||
[[Kategorie:Sagen und Legenden]] | [[Kategorie:Sagen und Legenden]] |