Die versunkene Brautkutsche

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Auf den Wiesen von Obernessa befindet sich die größte Quelle der Nessa. Früher floß sie viel stärker als jetzt. Die Wiesen waren seit jeher sehr sumpfig und nur in trockenen Jahren konnte man zur Heuernte bis an die Quelle heran. Alte Leute erzählten, daß in der Quelle der Wassergeist, der Nix wohne. Er versuchte, sich in den Besitz eines reinen, frommen Mädchens zu setzen und sie mit seinen grünen Froschfingern in sein Wasserschloß hinabzuziehen. Dann könne er in Menschengestalt unter die Menschen gehen. Aber die jungen Leute hielten das für eine Mär der Alten und glaubten es nicht.
Auf den Wiesen von Obernessa befindet sich die größte Quelle der Nessa. Früher floß sie viel stärker als jetzt. Die Wiesen waren seit jeher sehr sumpfig und nur in trockenen Jahren konnte man zur Heuernte bis an die Quelle heran. Alte Leute erzählten, daß in der Quelle der Wassergeist, der Nix wohne. Er versuchte, sich in den Besitz eines reinen, frommen Mädchens zu setzen und sie mit seinen grünen Froschfingern in sein Wasserschloß hinabzuziehen. Dann könne er in Menschengestalt unter die Menschen gehen. Aber die jungen Leute hielten das für eine Mär der Alten und glaubten es nicht.
Einmal hatte eine schöne, fromme Jungfrau Hochzeit. In der geschmückten Brautkutsche fuhr man zur Kirche. Wie es seit altersher Sitte war, benutzte man zur Heimfahrt einen anderen Weg, denn der Rückweg muß ein anderer sein als der Hinweg. Er führte an den Nessawiesen entlang. Mittlerweile aber waren dunkle Gewitterwolken am Himmel aufgestiegen. Unerwartet zuckte ein greller Blitz auf, und sogleich folgte ein gewaltiges Donnerrollen. Hoch bäumten sich die Pferde und rasten mit dem entsetzten Brautpaar über die Wiese gerade auf die Quelle zu. Dort versank plötzlich die Kutsche mit Pferden, Kutscher und Brautleuten in dem Sumpf und ward nicht wieder gesehen. Sonntagskinder behaupteten später, sie hätten die Braut weinend auf dem Grunde der Quelle sitzen sehen. Versucht hat es aber noch niemand, die Braut zu erlösen. Das kann nur durch ein Sonntagskind in einer Vollmondnacht am Tage Johanni geschehen.
Einmal hatte eine schöne, fromme Jungfrau Hochzeit. In der geschmückten Brautkutsche fuhr man zur Kirche. Wie es seit altersher Sitte war, benutzte man zur Heimfahrt einen anderen Weg, denn der Rückweg muß ein anderer sein als der Hinweg. Er führte an den Nessawiesen entlang. Mittlerweile aber waren dunkle Gewitterwolken am Himmel aufgestiegen. Unerwartet zuckte ein greller Blitz auf, und sogleich folgte ein gewaltiges Donnerrollen. Hoch bäumten sich die Pferde und rasten mit dem entsetzten Brautpaar über die Wiese gerade auf die Quelle zu. Dort versank plötzlich die Kutsche mit Pferden, Kutscher und Brautleuten in dem Sumpf und ward nicht wieder gesehen. Sonntagskinder behaupteten später, sie hätten die Braut weinend auf dem Grunde der Quelle sitzen sehen. Versucht hat es aber noch niemand, die Braut zu erlösen. Das kann nur durch ein Sonntagskind in einer Vollmondnacht am Tage Johanni geschehen.
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== Quelle ==
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[[Das Sagenbüchlein des Kreises Weißenfels (1937)]] von [[Alfred Nier]]
[[Kategorie:Sagen und Legenden]]
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Aktuelle Version vom 20:33, 1. Feb. 2014

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